Stadtarchiv

Das Stadtarchiv versteht sich sowohl als Dokumentationszentrum als auch als Anlaufstelle für Forschung zur Geschichte der Stadt und des Spitals Überlingen sowie des Linzgaus. Als "Gedächtnis“ der Verwaltung bzw. Stadt verwahren wir alle wichtigen Unterlagen, wie Urkunden, Akten und Protokolle sowie Sammlungsgut verschiedenster Art und Herkunft - Fotos und Zeitungen, Flugschriften und Plakate, Karten und Pläne.

Öffnungszeiten:
Do 9.00 Uhr – 12.00 Uhr
und 14.00 Uhr – 16.00 Uhr
Nur nach telefonischer Voranmeldung.

Aufgaben des Stadtarchivs

Das Stadtarchiv mit seinen umfangreichen und reichhaltigen Beständen ist „Gedächtnis der Verwaltung“ und zentrale Anlaufstelle für alle Fragen zur Überlinger Stadtgeschichte. Zu seinen Kernaufgaben gehört die Sicherung und Erschließung der städtischen Überlieferung.

Bestände

Die ehemalige Reichsstadt Überlingen, deren Territorium bis vor die Tore von Stockach und Pfullendorf reichte war mit ihrem Getreidehandel und Weinbau von überregionaler Bedeutung. Dementsprechend reich und vielfältig sind auch die Bestände des Archivs, wobei die Überlieferung für die Reichsstadt bis in das Jahr 1241, für den Überlinger Spital sogar bis 1181 zurückreicht. Schwerpunkt des reichsstädtischen Archivs bildet die frühe Neuzeit, in der Überlingen bereits über eine voll ausgebildete Verwaltung nach Ulmer Vorbild verfügte und mit vielfältigen nahezu vollständigen Amtsbuchserien und Akten aufwarten kann. Auch das 19. und 20. Jahrhundert mit dem aufkeimenden Tourismus ist durch umfangreiches Aktenmaterial gut dokumentiert. Das Archiv umfasst derzeit rund 4500 Pergamenturkunden und 1,4 km Regalmeter Akten.

Das Stadtarchiv bildet keinen historisch abgeschlossenen Bestand, sondern übernimmt und bewertet laufend Schriftgut aus der Stadtverwaltung, das aus rechtlichen Gründen aufbewahrt werden muss oder als Geschichtszeugnis von Bedeutung ist. Hinzu kommen noch Unterlagen von bleibendem Wert für die Stadtgeschichte aus privater Provenienz, wie Nachlässe, Vereins- und Firmenarchive, darunter die Hinterlassenschaft der Kunstwerkstätte Mezger. Das Archiv verfügt auch über reichhaltige Sammlungen von Grafiken, Fotos, Postkarten, Plakaten und vielem anderen mehr.

Benutzung

Untergebracht ist das Archiv seit 1913 in der „Alten Stadtkanzlei“, Münsterplatz 8, dem ehemaligen Amtssitz des Stadtschreibers. Daneben befindet sich ein eigens für das Archiv errichteter Magazin-Zweckbau mit klimatisierten Räumen und platzsparenden Fahrregalanlagen. Das Archiv verfügt über drei Arbeitsplätze, an denen die Archivalien eingesehen werden können. Ferner steht dem Besucher eine Präsenzbibliothek mit Nachschlagewerken und umfangreicher Literatur zur Stadt- und Regionalgeschichte zur Verfügung.

Die Geschichte des Stadtarchivs

400 Jahre "Alte Stadtkanzlei"

Die „Alte Stadtkanzlei“ auf dem Münsterplatz zählt zu den schönsten Renaissancegebäuden im Bodenseeraum. Mit ihrer dominierenden Stellung im Ortsbild verkörpert sie auch heute noch den Herrschaftsanspruch der Reichsstadt Überlingen, die von sich behaupten konnte, nur dem Kaiser untertan zu sein. Im Jahr 2000 blicken wir nun auf 400 Jahre seit Fertigstellung dieses Repräsentationsbaus zurück, denn wie im Flur und auf einem Portal im Obergeschoss angebrachte Jahreszahlen bezeugen, wurde die Kanzlei 1600 vollendet.

Bis dahin war es freilich ein weiter Weg. 1597 wurde ein Kostenvoranschlag erstellt und am 21.12.jenes Jahres ein sogenannter „Verding“ (Werkvertrag) mit den beiden Steinmetzen Martin Hummel und Hans Brielmayer abgeschlossen.

Stadtwappen an der "Alten Stadtkanzlei"

Auch musste das Einverständnis des Bischofs von Konstanz eingeholt werden, weil man aus der bisherigen Häuserzeile ausbrechen und ein Stück des mittlerweile aufgehobenen Friedhofs miteinbeziehen wollte. Im Frühjahr 1598 wurde der Vorgängerbau abgebrochen und der repräsentative Neubau von Hans Brielmayer und Georg Merath, beide Stadtwerkmeister, erstellt.

1612 kam das prunkvolle, „gefasste“, also farbige Stadtwappen hinzu. Zwar trägt es die Jahrzahl 1599, sie dürfte aber auf die Vollendung des Äußeren zu beziehen sein.Seither hatte das Gebäude ein bewegtes Schicksal. Zunächst als Kanzlei, d.h. als Schreibstube für den Stadtschreiber konzipiert, verlor es 1802/03, als die Reichsstadt Überlingen der Markgrafschaft Baden zugeschlagen wurde, seine Funktion und wurde zum Tauschobjekt: 1817 trat die Großherzogliche Domänen-Verwaltung das „Franziskaner Mannskloster“ nebst Zubehör an die Stadt ab.

Von Seiten der Stadt wurde dem „Staats Aerario“ eine ganze Reihe von städtischen Gebäuden überlassen, darunter auch „das städtische Kanzley und Archiv-Gebäude nebst dem daran stoßenden Wohnhaus“.

Wandmalerei im Stadtarchiv

1822 ging die „Alte Kanzlei“ in Privatbesitz über und konnte erst 1893 durch die öffentliche Hand zurückerworben werden. Schüler der Groß-herzoglichen Baugewerke Schule Karlsruhe machten sich nun daran, das Gebäude aufzunehmen und entdeckten dabei die unter dicken Farbschichten verborgenen Wandmalereien, die durch den „Oberzeichenlehrer“ Steinhart freigelegt wurden. die unter dicken Farbschichten verborgenen Wandmalereien, die durch den „Oberzeichenlehrer“ Steinhart freigelegt wurden.

Leider verstrichen wohl 12 Jahre und mehr, bis die hiesige Kunstwerkstätte Gebrüder Mezger die Malereien einer fachmännischen Restaurierung unterziehen durfte.

Eine glückliche Fügung ermöglichte es, dass 1913 das Stadtarchiv in die fertig restaurierten Räume einziehen konnte, glücklich, weil die reichsstädtischen Archivalien in jenes Haus zurück kehrten, in dem sie zum großen Teil entstanden waren. Damals wurde auch eigens eine Archiveinrichtung ganz im Stil des Historismus geschaffen, die bis heute die museale Funktion des Gebäudes unterstreicht. In den letzten Jahren restaurierte man, neben anderen Arbeiten, die Malereien aufs Neue.

Walter Liehner
Stadtarchivar

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