Die Entstehung des Kaientrolers: Früher war Bonndorf eine überwiegend landwirtschaftlich geprägte Gemeinde. Die Bauern arbeiteten hart auf ihren kleinen, aber fruchtbaren Höfen, die oft nur ein bescheidenes Einkommen abwarfen. Besonders in den Wintermonaten, wenn die Erntezeit längst vorbei war und die Felder ruhten, suchten viele der Landwirte nach zusätzlichen Einkommensmöglichkeiten. So zog es sie in den Wald, um als Waldarbeiter ihr Geld zu verdienen. Sie fällten Bäume, sammelten Holz und leisteten körperlich anstrengende Arbeit unter der frischen Winterluft. Die wöchentliche Entlohnung für diese harte Arbeit mussten die Waldarbeiter auf dem „Kaien“, dem höchsten Berg in Bonndorf abholen. Doch der „Kaien“ war mehr als nur ein Ort der Bezahlung. Hier war auch ein reger Austausch von Geschichten und Erfahrungen, ein Moment der Geselligkeit, den die erschöpften Arbeiter dringend brauchten. Und so kam es oft, dass der Förster, die Männer nicht nur mit Geld versorgte, sondern auch mit einem Glas selbstgemachtem Beerenmost. Der Most war ein Fest für die Kehle, ein Moment der Freude, der den harten Arbeitstag ein kleines Stück erträglicher machte. Doch diese feucht-fröhliche Stimmung hatte ihre Tücken. Der steile, kurvige Abstieg vom „Kaien“ war alles andere als einfach, besonders für die Waldarbeiter, die nach dem Genuss des süßen Beerenmost und der Anstrengung des Tages oft wankend auf den Beinen standen. Die Männer stolperten, torkelten und schwankten und kamen ins „Trolen“. Der „Kaientroler“ war geboren.