Hierfür setzen sie in gleichberechtigter Partnerschaft das Projekt „Klar zur Wende! Wohnungslosigkeit in Überlingen beENDEn!“ um. Es hat zum Ziel, die Lebenssituation und die soziale Eingliederung von wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen und deren Kindern zu verbessern.
Die
Gründe, sich für das EhAP Plus Programm („Eingliederung hilft gegen
Ausgrenzung der am stärksten benachteiligten Personen“) zu bewerben,
waren vielfältig. Die Anzahl wohnungsloser Menschen steigt auch in
unserer ländlichen Region. Die Multiproblemlagen der Betroffenen werden
komplexer, die Verweildauer der in den Notunterkünften ordnungsrechtlich
untergebrachten Menschen ist hoch. Gleichzeitig ist der Wohnungsmarkt
in Überlingen, wie im gesamten Bodenseekreis, sehr angespannt.
Die Überwindung der Wohnungsnotlage muss bis dato aus eigener Kraft geschehen, was zu einer Überforderung der Betroffenen, zu Stagnation, Hilflosigkeit und Ohnmacht führt, einem „Sich-Einrichten“ im Zustand der Ausgrenzung. Beim Versuch der Reintegration in Normalwohnraum sehen sich die Menschen einer starken Konkurrenzsituation ausgesetzt und haben auf Grund ihrer schlechten Ausgangsbedingungen in aller Regel keine Chance, auf dem allgemeinen Wohnungsmarkt eine Mietwohnung zu bekommen.
Vorhabenträger ist die Stadt Überlingen, die für die Projektkoordination eine neu geschaffene 75 % Stelle hat. Diese ist in der Abteilung „Sicherheit und Ordnung“ der Stadt Überlingen angegliedert. Der Caritasverband Linzgau e.V. gewährleistet als Teilvorhabenpartner die Planung, Koordination und Umsetzung der sozialarbeiterischen Projektbereiche mit 1,5 neu geschaffenen und für das Projekt bewilligten Stellen.
Gestartet ist das bis zum 30.09.2026 befristete Vorhaben am 01.04.2023 und verfolgt unter anderem folgende Ziele:
Das Vorhaben richtet sich an wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen im Stadtgebiet Überlingen und in weiteren kooperierenden Gemeinden im westlichen Bodenseekreis. Kooperationspartner des Projektes sind das Landratsamt Bodenseekreis und „Die Herberge“ der Katholischen Gesamtkirchengemeinde in Friedrichshafen. Die Gesamtprojektverantwortung liegt bei dem Fachbereichsleiter der Stadt Überlingen, Manfred Schlenker, sowie dessen Stellvertreter Matthias Rebmann und der Geschäftsführung des Dekanats Linzgau e.V., Petra Demmer.
Ina Hoppe und Jürgen Thurner sind als Mitarbeitende des Caritasverbandes für die Wohnungslosenhilfe im Rahmen des Projekts zuständig. Das Tätigkeitsfeld der Caritas-Mitarbeitenden umfasste bislang vor allem die aufsuchende Arbeit in den Überlinger Obdachlosenunterkünften und die niedrigschwellige Beratung von Menschen in Wohnungsnot in den Räumlichkeiten des Caritasverbandes. Hinzugekommen sind die aufsuchende Arbeit in den Kommunen des westlichen Bodenseekreises und der Frühstücks-Treff in der Überlinger Tafel. Seit November 2023 ist das Caritas-Team mit Marion Rütten komplett.
Die Stelle der städtischen Projektkoordinatorin Maryia Lohvina fungiert als Schnittstelle zwischen den Abteilungen „Sicherheit und Ordnung“, Sozialdienst und dem Caritasverband Linzgau e.V. sowie weiteren relevanten Akteuren. Frau Lohvina ist verantwortliche Ansprechpartnerin für Behörden und zuständig für sämtliche finanzielle Angelegenheiten, Berichtswesen, Verwendungsnachweise und Netzwerkarbeit.
Aktuell profitieren etwa 50 Ratsuchende und in die Wohnungsnot geratenen Personen von Projektmaßnahmen.
Das bisherige Frühstücksangebot der Caritas in den Obdachlosenunterkünften ist seit dem 23.10.2023 in die Räumlichkeiten der Überlinger Tafel verlegt und dient der Etablierung eines wöchentlichen Begegnungs- und Teilhabeangebots (immer montags von 9.00 bis 11.00 Uhr). Weitere Aktionen wie ein Internetzugang im Rahmen des wöchentlichen Frühstücksangebots in der Tafel und ein kostenloses Friseurangebot in Kooperation mit den „Barber Angels“ sind geplant.
Seit Oktober 2023 besteht eine offene Sprechstunde der Caritas Wohnungslosenhilfe (immer dienstags von 9.00 bis 11.00 Uhr). Die Inhalte der aufsuchenden oder in den Räumlichkeiten der Caritas stattfindenden Beratungen sind insbesondere: Informationen zum existenzsichernden Leistungsbezug, Unterstützung bei der Antragstellung, Verweis an weitere Fachstellen, Hilfe bei der Wohnungssuche und aktive Nothilfe (Kleidung /Nahrung).
„Mit den genannten Maßnahmen konnten bereits die ersten Projektziele erreicht und der Projektplan eingehalten werden. Darüber hinaus sind die für eine Projektumsetzung erforderlichen Netzwerke im Auf- und Ausbau“, erläutert Petra Demmer. „Wir setzen auf die nachhaltige Etablierung des Themas Wohnungslosigkeit nicht nur während des Projektes sondern auch nach dessen Auslaufen“, so die Caritas Geschäftsführerin.
Die 13 umliegenden Gemeinden im westlichen Bodenseekreis haben ihre Teilnahme an dem Vorhaben bekundet und sehen die Notwendigkeit des Projekts.
„Dass wir mithilfe dieses EU-Projektes das Thema Wohnungslosigkeit in Überlingen und darüber hinaus im westlichen Bodenseekreis aufgreifen und gemeinsam mit den Vorhabenpartnern angehen können, freut mich sehr. Ferner, dass nunmehr in Verbindung mit dem Projekt in unserer Stadt erstmals eine Fachberatung über „Die Herberge“ vor Ort angeboten und durch den Bodenseekreis ab diesem Herbst finanziert wird“ betont Oberbürgermeister Jan Zeitler. Er dankt allen Beteiligten für die konstruktive und engagierte Zusammenarbeit für dieses wichtige Projekt für die schwächsten Mitglieder in unserer Gesellschaft.
Spezifische Hilfsangebote für Menschen in Wohnungsnotlagen gab es im westlichen Bodenseekreis noch nicht. Die nächstgelegene Fachberatung nach §§ 67ff SGB XII befindet sich im 30 km entfernten Friedrichshafen. Ergänzend zum Projekt wird ab Mitte November 2023 Abhilfe geschaffen und die Fachberatung über den Kooperationspartner „Die Herberge“, finanziert durch das Landratsamt Bodenseekreis, an einzelnen Tagen auch in Überlingen für die Kommunen im westlichen Teil etabliert.
Weiterführende Informationen finden Sie im Internet unter https://www.esf.de/portal/DE/ESF-Plus-2021-2027/Foerderprogramme/bmas/ehap-plus.html